Wie funktioniert eine Versicherung? – Definition und Grundlagen einfach erklärt

Versicherungen sind ein wichtiger Teil unseres Alltags. Sie sorgen dafür, dass wir uns im Falle eines Unfalls, einer Krankheit oder eines anderen Schadensfalles keine Sorgen um unsere Finanzen machen müssen. Versicherungen sind jedoch nicht nur für Privatpersonen wichtig, sondern auch für Unternehmen. Der Grundsatz einer Versicherung basiert auf dem Kollektiv, das die finanziellen Risiken der einzelnen Versicherungsnehmer übernimmt. Die Versicherer bezahlen den jeweiligen Schaden im Versicherungsfall aus ihren Gesamteinnahmen.

Was ist eine Versicherung?

Was ist eine Versicherung?

Was ist eine Versicherung?

Eine Versicherung ist ein Vertrag, mit dem ein Unternehmen (die Versicherungsgesellschaft) eine Person oder ein Unternehmen (den Versicherungsnehmer) gegen ein bestimmtes Risiko absichert. Im Falle eines Schadensfalles zahlt die Versicherungsgesellschaft den Schaden, der durch das Risiko entstanden ist.

Das Risiko kann ein Unfall, ein Brand, ein Diebstahl oder ein anderes versichertes Ereignis sein, das zu einem Schaden führen kann. Der Versicherungsnehmer zahlt eine regelmäßige Prämie an die Versicherungsgesellschaft, die damit das Risiko übernimmt.

So funktioniert eine Versicherung

Versicherungen sind ein wichtiger Teil unseres modernen Lebens. Sie schützen uns vor den finanziellen Folgen von unvorhersehbaren Ereignissen, wie z.B. einem Autounfall oder einer Krankheit.

Grundsätzlich funktioniert eine Versicherung so, dass Mitglieder der sogenannten “Risikogemeinschaft” gemeinsam einen bestimmten Betrag bezahlen, um sich gegenseitig zu schützen. Wenn ein Mitglied der Gruppe ein unvorhergesehenes Ereignis erleidet, zahlt die Versicherungsgesellschaft, abhängig vom Vertrag, gesamthaft oder einen Teil der Kosten, die entstehen. So wird das Risiko der finanziellen Folgen eines solchen Ereignisses auf alle Mitglieder der Risikogemeinschaft verteilt. Risikogemeinschaft ist ein Sammelbegriff für alle gleichartigen Risken, wobei Risiko für das zu versichernde Objekt steht.

Was auf dem Papier noch einfach klingt, ist in der Praxis ein hochkomplexer Vorgang. Denn eine falsche Risikobewertung könnte für die Versicherten, aber auch die Versicherungsgesellschaft fatale Folgen haben.

Wie wird das Risiko bewertet?

Für die Bewertung werden zwei Parameter herangezogen:

  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Risikofall eintritt? Das ist eine statistische Verhältniszahl, die aus der Vergangenheitsbeobachtung resultiert. Beispiel: Wenn in einer Region 500.000 KFZ zugelassen sind, von denen jedes Jahr 5000 durch Totalschaden zerstört werden, liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit bei einem Prozent.
  • Wie hoch kann ein möglicher Schaden sein? Es wird die durchschnittliche Schadenshöhe als Basis herangezogen und mit der Eintrittswahrscheinlichkeit multipliziert. Am obigen Beispiel und unter der Annahme, dass die durchschnittliche Schadenshöhe 20.000 € beträgt, müsste die Versicherung im Laufe des Jahres mit 100.000.000 € an Schadenszahlungen rechnen und diesen Betrag in der Bilanz als Schadenreserve anlegen.

Die Risikobewertung hängt eng mit der Prämienberechnung zusammen, denn schlussendlich ist es die Gemeinschaft der Versicherten, die für den Ausgleich der Schäden aufkommt. Die Versicherungsgesellschaft selbst hat die Rolle des Treuhänders, der dafür sorgt, dass die eingenommenen Gelder ihrem Zweck gemäß verwendet werden.

Der Grundsatz, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit eine Basiskomponente bei der Risikobewertung ist, führt dazu, dass manche Versicherungen bestimmte Risiken nicht annehmen können, wenn genau dieser Parameter nicht berechnet werden kann. Beispielsweise wird es kaum möglich sein, das Risiko eines von einem Unternehmen organisierten privaten Mondausflugs zu versichern, denn so etwas gab es bis jetzt noch nicht. Das Risiko kann aufgrund fehlender Werte nicht gezeichnet werden. Schließlich lässt sich nicht feststellen wie viele Unfälle es in den letzten Jahren bei privaten Mondausflügen gab und welcher durchschnittliche Schaden dadurch entstanden ist.

Underwriting für nicht standardisierte Risiken

Um beim obigen Beispiel der privaten Mondparty zu bleiben, ist dieses Risiko mit Standardlösungen nicht versicherbar. Dennoch gibt es Spezialunternehmen, die sich solcher Risiken annehmen und dann einzelvertragliche Lösungen erarbeiten. Mit solchen Angeboten konnte man nun auch die Beine von Fußballstar Maradona versichern oder diverse Körperteile anderer Prominenter. Man spricht bei diesem Geschäftsmodell von „Underwriting“, welches in der Regel von darauf spezialisierten Unternehmen betrieben wird (Rückversicherer wie Munich RE oder Loyds of London).

Grundprinzipien einer Versicherung

Für das Versicherungsgeschäft gilt § 1. Abs. 1 VAG (Versicherungsaufsichtsgesetz):

  • Entgeltlichkeit: Die Pflicht zum Schadensausgleich beruht auf einer entgeltlichen Gegenleistung durch den Versicherten.
  • Das Versicherungsunternehmen baut planvoll ein Risikokollektiv auf und betreibt das Geschäft ohne unselbständige Nebenabreden.
  • Der Versicherte hat einen Rechtsanspruch auf die für den Schadensfall vereinbarte Leistung.
  • Das Risiko wird übernommen, obwohl der Leistungsfall ungewiss
  • Das Risikokollektiv wird homogen aufgebaut.

Betriebswirtschaftliche Grundlage einer Versicherung

Vom betriebswirtschaftlichen Aspekt betrachtet, lässt sich auch eine Versicherung mit jedem anderen Unternehmen vergleichen: Am Ende des Geschäftsjahres werden Gewinne und Verluste gegenübergestellt und das Ergebnis ist ein Hinweis darauf, wie gut das Unternehmen geführt wurde.

Allerdings sind im Falle von Versicherungen hochkomplexe mathematische Berechnungen (Versicherungsmathematik) erforderlich, um deren Produkte mit einem Preis am Markt zu positionieren, der auch den entsprechenden Ertrag liefert. Die Zusammenhänge zwischen Eintrittswahrscheinlichkeit, möglicher Schadenshöhe und Anlagen von Schadenreserven (resultierend aus der Ungewissheit, dass ein Schadensfall eintritt) sind dabei die wichtigsten Parameter, für deren Bewertung allerdings oft jahrzehntelange statistische Auswertungen erforderlich sind.

Vertragsgrundlagen

Mit dem Abschluss einer Versicherung schließen das versichernde Unternehmen (die Versicherung) und der Versicherungsnehmer einen Vertrag mit wechselseitigen Pflichten:

  • Versicherungsnehmer: Prämienzahlung und Einhaltung der vertragsspezifischen Obliegenheiten (z. B. das KFZ nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss in Betrieb zu nehmen oder nur zum Verkehr zugelassene Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen zu lenken).
  • Versicherungsunternehmen: Übernahme des Risikos und Regulierung des Schadens im vereinbarten Umfang.

Versicherung besonders hoher Risiken

Versicherungen, vor allem jene, die sich auf die Zielgruppe Unternehmen spezialisiert haben, sind oft mit Risikoübernahmen konfrontiert, bei denen im Versicherungsfall mit besonders hohen Schäden zu rechnen ist. Dazu zählen Passagierflugzeuge ebenso wie Kernkraftwerke oder Bergwerke. Ein derartig hoher Schadensfall könnte dazu führen, dass das Versicherungsunternehmen aufgrund der finanziellen Verpflichtungen zahlungsunfähig wird. Damit dieser Fall nicht eintritt und der Schaden dennoch ausgeglichen wird, haben Versicherungsunternehmen mehrere Möglichkeiten:

  • Sie teilen das Risiko auf und laden andere Gesellschaften ein, sich mit einem gewissen Prozentsatz – gegen Zahlung einer Prämie – zu beteiligen.
  • Sie Schließen einen Vertrag mit einem Rückversicherer, der im Wesentlichen die Aufgabe übernimmt, die Versicherungsgesellschaft selbst gegen Schäden aus sehr hohen Risiken abzusichern.

Wann sind Versicherungen leistungsfrei?

Ein Versicherungsunternehmen ist im Schadensfall zur Gänze oder in Teilen leistungsfrei, wenn der Versicherungsnehmer eine Obliegenheitsverletzung begeht:

  • Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht, z.B. das Verschweigen einer bestehenden Erkrankung beim Abschluss einer Krankenversicherung (§§ 26 bis 28 VVG).
  • Prämienverzug (§ 37 VVG).
  • Herbeiführung des Versicherungsfalls (§§ 81, 103 VVG).

Verpflichtende Versicherungen

In Deutschland gibt es eine Reihe von verpflichtenden Versicherungen für die Bürger:

  • Krankenversicherung, vom Staat vorgeschrieben und im Rahme der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für jeden Bürger zugänglich.
  • KFZ-Haftpflichtversicherung, die gegen die finanziellen Folgen von Schäden schützt, die ein Versicherungsnehmer durch bestimmungsgemäßen Gebrauch eines Kraftfahrzeuges verursachen kann.
  • Gesetzliche Unfallversicherung, die gegen die Folgen von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten schützt.
  • Gesetzliche Rentenversicherung für die Altersvorsorge von Beschäftigten.
  • Gesetzliche Pflegeversicherung für alle, die gesetzlich und privat versichert sind.

Daneben gibt es noch eine Reihe von Pflichtversicherungen für besondere Berufsgruppen wie Ärzte, Rechtsanwälte, Jäger. In einigen Bundesländern ist auch eine Hundehaftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Sie schützt vor den Folgen von Schäden, die ein Hund verursacht.

Sonderfall: Sozialversicherungen

Die Sozialversicherung ist ein System, das von den Regierungen der meisten Länder eingerichtet wurde, um die Bürger vor den Folgen von Armut, Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit zu schützen. In Deutschland ist die Sozialversicherung in diese Bereiche unterteilt: die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV), die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) und die Gesetzliche Pflegeversicherung (GPV), die Unfallversicherung und die Arbeitslosenversicherung.

Solidaritätsprinzip der Sozialversicherungen

Das Solidaritätsprinzip ist ein zentraler Bestandteil der Sozialversicherung. Es beschreibt die Verantwortung, die ein Bürger nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen Mitglieder einer bestimmten Solidargemeinschaft trägt. Dies bedeutet, dass die Mitglieder einer solchen Gemeinschaft sich gegenseitig Unterstützung gewähren.

Daher orientiert sich die Beitragsbemessung nicht am Risiko, sondern an der individuellen und finanziellen Leistungsfähigkeit. Der Leistungsanspruch wiederum hängt von der Bedürftigkeit (Bedarfsprinzip) ab. Das bedeutet, dass jede/r Versicherte in gleichem Umfang unabhängig von der Beitragshöhe versichert ist.

Die Absicherung von Beamten unterliegt einem eigenen Versorgungsrecht. Sie und andere Berufsgruppen wie bspw. Rechtsanwälte oder Ärzte, sind nicht durch die gesetzliche Sozialversicherung abgesichert.

 Versicherungsarten – Übersicht

Es gibt eine Reihe verschiedener Versicherungsarten, die für unterschiedliche Personen und Bedürfnisse entwickelt wurden.

  • Schadensversicherungen: Kostenübernahme, um Schäden nach Versicherungen auszugleichen (z.B. Brand).
  • Übernahme von Haftungsrisiken: Ausgleich von Forderungen, die ein Geschädigter an den Versicherungsnehmer stellt.
  • Biometrische Risken, die aus Lebensereignissen resultieren: Todesfall, Berufsunfähigkeit, Altersvorsorge, allgemein Gefährdung des Lebensunterhalts.
  • Kostenversicherungen: Kostenübernahmen z.B. Krankenhauskosten oder die finanzielle Unterstützung bei Rechtsstreitigkeiten (Rechtsschutzversicherung).
  • Komposit Versicherungen: alle Arten der Schadens- und Unfallversicherungen, ausgenommen der Krankenversicherung.

Sparten, die unter Komposit Versicherungen fallen (Auszug)

  • Private Haftpflichtversicherung
  • Berufshaftpflichtversicherung
  • Vermögensschadenhaftpflichtversicherung
  • Bauherrenhaftpflicht
  • Tierhalterhaftpflicht
  • Hausratsversicherung
  • Wohngebäudeversicherung
  • Gewerbeinhaltsversicherung
  • Private Unfallversicherung

Versicherungsmarkt

Die Zahlen, Daten und Fakten zum Versicherungsmarkt in Deutschland zeigen von der Widerstandsfähigkeit der Branche, die auch in Zeiten der Pandemie (oder gerade deshalb) ein leichtes Wachstum zu verzeichnen hat (Basis 2020).

Kennzahlen der Versicherungslandschaft in Deutschland (Stand: 2021)

  • 523 Erst- und Rückversicherer;
  • Beitragseinnahmen: 221 Mrd. EUR (+ 1,7 %);
  • 454 Millionen abgeschlossene Verträge;
  • 165 Mrd. EUR an ausgezahlten Leistungen.

Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern weisen die höchste Anzahl an Versicherungsunternehmen auf, gefolgt von Niedersachsen und Baden-Württemberg.

Die pro Kopf Ausgaben der deutschen Bundesbürger für Versicherungen liegen bei 2.660 € im Jahresschnitt, Versicherungsdurchdringung liegt bei 6,62 %.

Die Sachversicherung und die KFZ-Haftpflichtversicherungen verzeichnen den höchsten Zuwachs an Verträgen. In der privaten Krankenversicherung und der Komposit Versicherung stiegen die Beitragseinnahmen um 1,6 %.

Mit 48 % haben die Lebensversicherungen den höchsten Anteil am Gesamtgeschäft, gefolgt von den Komposit Versicherungen mit 34 %.

 

Symbolgrafik: © DOC RABE Media – stock.adobe.com

 


Versicherung – Testfragen/-aufgaben

1. Was versteht man unter einer Versicherung?

Unter einer Versicherung versteht man ein Finanzprodukt, das dazu dient, bestimmte Risiken abzusichern. Bei Eintritt eines definierten Schadenfalles, zahlt der Versicherer dem Versicherungsnehmer eine vereinbarte Leistung aus.

2. Welche zwei Hauptformen von Versicherungen kennen Sie?

Man unterscheidet hauptsächlich die Sachversicherung und die Personenversicherung.

3. Definieren Sie das Prinzip der Risikoübernahme durch eine Versicherung.

Das Prinzip der Risikoübernahme durch eine Versicherung beinhaltet den Austausch von Unsicherheit gegen Sicherheit. Der Versicherungsnehmer zahlt einen festgelegten Beitrag (Prämie), um sich gegen ein bestimmtes Risiko abzusichern.

4. Was ist eine Versicherungsprämie?

Die Versicherungsprämie ist der Betrag, den eine versicherte Person an das Versicherungsunternehmen zahlt, um den Versicherungsschutz zu erhalten.

5. Wie wird der Betrag der Versicherungsprämie berechnet?

Der Betrag der Versicherungsprämie wird auf der Grundlage unterschiedlicher Faktoren berechnet, wie dem Risikoniveau, der Art der Versicherung und individuellen Merkmalen des Versicherungsnehmers.

6. Wie definiert sich der Begriff ‘Versicherungsschutz’?

Versicherungsschutz beinhaltet die Absicherung gegen bestimmte Risiken oder Gefahren, die durch den Versicherungsvertrag abgedeckt werden.

7. Was ist eine Versicherungspolice?

Eine Versicherungspolice ist ein Vertrag zwischen der Versicherung und dem Versicherungsnehmer, der die Bedingungen des Versicherungsschutzes festlegt.

8. Was versteht man unter einer Versicherungssumme?

Die Versicherungssumme ist der maximale Betrag, den die Versicherung im Schadenfall zahlt.

9. Was ist eine Selbstbeteiligung in einer Versicherung?

Die Selbstbeteiligung ist der Anteil des Schadens, den der Versicherungsnehmer selbst trägt, bevor die Versicherung Leistungen erbringt.

10. Was ist ein Versicherungsfall?

Ein Versicherungsfall ist das Eintreten der Gefahr, gegen die eine Versicherung abgeschlossen wurde. Hierbei leistet die Versicherung den vereinbarten Schadenersatz oder die vereinbarte Versicherungssumme.

Autor: , Letzte Aktualisierung: 13. Februar 2024