In einem vorherigen Kapitel haben wir uns befasst, wie der Weg von den Erbanlagen (Genotyp) zum äußeren Erscheinungsbild (Phänotyp) verläuft. Im Rahmen der Merkmalsausprägung existierte die sogenannte “Ein-Gen-ein-Enzym”-Hypothese, die besagt, dass die Gene die Bildung von Enzymen verantworten. Dabei gilt: Ein Gen codiert immer ein Enzym, dass im Körper für eine Merkmalsausprägung verantwortlich sind.Von dieser ehemaligen “Ein-Gen-ein-Enzym”-Hypothese leitet sich heute die “Ein-Gen-ein-Polypeptid”-Hypothese ab.
Die “Ein-Gen-ein-Enzym”-Hypothese wurde in der Mitte des 20 Jdh. entwickelt. Forscher entdeckten dabei, dass viele Stoffwechselprozesse aus mehreren Reaktionen bestehen, von denen jede einzelne durch ein spezifisches Enzym (eine Form von Proteinen) katalysiert wird. Jedes Enzym ist durch einen spezifischen “Bauplan” der DNA in seiner Funktionalität bestimmt, d. h. durch eine bestimmte Reihenfolge einer Polypeptidkette, die während der Proteinbiosynthese synthetisiert wird, genau genommen also durch einen bestimmten Abschnitt auf der DNA
In späteren Forschungen wurde herausgefunden, dass Gene nicht nur Proteine in Form von Enzymen codieren, sondern auch Proteine, die beispielsweise auch als Strukturproteine im menschlichen Körper wirken. Aufgrund dessen wurde die Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese zur Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese erweitert.
Dabei sind sich die “Ein-Gen-ein-Polypetid” und die “Ein-Gen-ein-Enyzm”-Hpothese ähnlich, denn Enzyme bestehen ebenfalls aus proteinogenen Strukturen (also Polypeptidbindungen). Im Rahmen der Fortschritte in der Genetik hat sich gezeigt, dass nicht jedes Protein auch als Enzym im menschlichen Körper wirkt (so gibt es zum Beispiel “Strukturproteine). Da der “Produkt” der Synthese (Proteinbiosynthese) gleich ist, hat man die “Ein-Gen-ein-Enzym”-Hypothese erweitert. Jedes Gen enthält die genetischen Informationen (den genetischen Code) zur Synthese eines Protein während der Proteinbiosynthese. Dieses Protein muss aber nicht als Enyzm wirken und im menschlichen Körper (Stoffwechsel-) Reaktionen katalysieren