Wiederholung: Eine galvanische Zelle ist eine Kombination aus zwei Elektroden (bzw. Halbzellen), beispielsweise beim Daniell-Element: Zink/Zinksulfat-Elektrode und Kupfer/Kupfersulfat-Elektrode. Verbindet man die beiden Elektronen mit einem elektrischen Leiter, so entsteht eine Potentialdifferenz (Spannung), aufgrund des unterschiedlichen Bestrebens der beiden Metalle, Elektronen abzugeben. Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, ist das Potential von dem verwendeten Stoff und von der Konzentration der Elektrolytlösung abhängig.
In diesem Kapitel wollen wir aber nicht die Potentialdifferenz zwischen zwei Elektroden messen, sondern berechnen. Dazu müssen wir zwei Fälle unterscheiden:
1. Unser galvanische Zelle wird bei Standardbedingen betrieben, das heißt, die “Reaktionstemperatur” beträgt 298,15 bzw. 293,15 K, die Konzentration der beiden Elektrolytlösungen jeweils 1 mol/L (bei Gasen beträgt der Partialdruck 1 bar). Dann können wir die Werte für die Potentiale der einzelnen Elektroden (bei Metallen: Redoxpaaren) auch aus der sogenannten elektrochemischen Spannungsreihe entnehmen. (siehe vorheriges Kapitel)
2. Unsere galvanische Zelle wird bei irgendeiner Temperatur betrieben, die Konzentration der Elektrolytlösungen in den einzelnen Halbzellen entspricht nicht der Konzentration 1 mol/L. Dann müssen wir die Potentialdifferenz der beiden Elektroden mit Hilfe der Nernst´schen Gleichung berechnen (siehe nächstes Kapitel) bzw. die Potentiale der einzelnen Elektroden berechnen.
Normalbedingungen sind dann gegeben, wenn alle Reaktionsteilnehmer bei 20 bzw. 25°C (je nach verwendeter Tabelle der elektrochemischen Spannungsreihe) die Konzentration von 1 mol pro Liter hat. Da dies aber nicht immer der Fall ist, muss man die Normalpotentiale bei den gegebenen Bedingungen umrechnen. Dies ist mithilfe der Nernst´schen Gleichung möglich.
Dabei sind E0 das Normalpotential (aus der elektrochemischen Spannungsreihe), R die Gaskonstante (8,31447 J·mol-1·K-1), T die absolute Temperatur in Kelvin, F die Faraday-Konstante (96485,34 J·V-1·mol-1) und z die Zahl der übertragenen Elektronen (z.B. Cu zu Cu2+: 2 Elektronen)
Beispiel:
Nun können wir also beispielsweise das Potential eines Daniell-Elements bestimmen, dass als Elektrolytlösung 1 mol/L Kupfersulfat und 0,1 mol/L Zinksulfatlösung in den jeweiligen Halbzellen enthält:
Nun können wir wieder die allgemeine Formel zur Bestimmung eines Potentials bei galvanischen Zellen verwenden:
∆E = E (Kathode) – E (Anode) = E (Elektrode mit positiverem Normalpotential) – E(Elektrode mit negativerem Normalpotential)
∆E = 0,34 V – (-0,79 V) = 1,13 V
Vergleicht man dies mit der Potentialdifferenz eines Daniell-Elements bei Standardbedingungen (jeweils Konzentration 1 mol/L der Elektrolytlösung) mit einem Wert von ∆E = 1,10 V, so bestätigt dies uns die Annahmen, die wir bei einem Konzentrationselement verwendet haben.
In der Chemie spielt die Nernst-Gleichung eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des elektrochemischen Potentials, also der Fähigkeit einer Substanz, Elektronen aufzunehmen oder abzugeben.
Die Nernst-Gleichung gilt für reduktive sowie oxidative Systeme.
Die Nernst-Gleichung berechnet das Redoxpotential einer Halbzelle bei gegebenen Konzentrationen der Redoxpartner.
Die Formel der Nernst-Gleichung lautet: E = E0 + (RT/nF) * ln(Q) für natürliche Logarithmen oder E = E0 + (0.059/n) * log(Q) für logarithmen zur Basis 10.
‘E’ repräsentiert das elektrochemische Potential in der Nernst-Gleichung.
‘E0’ repräsentiert das Standardpotential einer Redoxreaktion in der Nernst-Gleichung.
‘n’ repräsentiert die Anzahl der Elektronen, die bei der Redoxreaktion übertragen werden.
‘Q’ repräsentiert das Reaktionsquotient oder das Verhältnis der Konzentrationen von Produkten und Ausgangsstoffen in der Nernst-Gleichung.
Die Temperatur ist in der Nernst-Gleichung wichtig, weil sie die elektrochemische Reaktionsrate beeinflusst.
In der Biologie wird die Nernst-Gleichung verwendet um das Membranpotential von Zellen zu berechnen, was für das Verständnis der Nerven- und Muskelphysiologie entscheidend ist.