Sind bei einer Reaktion (unter gleichen Reaktionsbedingungen) mehrere Reaktionswege mit unterschiedlicher Aktivierungsenergie (Parallelreaktionen) möglich, so wird der Reaktionsweg mit der niedrigsten Aktivierungsenergie bevorzugt. Dabei sollten die Reaktionen jeweils unter thermodynamischen und kinetischen Aspekten betrachtet werden.
Beispiel: H++ HCO3– <-H2CO3-> H2O + CO2
Nur wenn beide Aspekte berücksichtigt werden, kann man beurteilen, ob ein Reaktionsweg ablaufen kann, dabei lassen sich mithilfe der thermodynamischen Aspekte ableiten, ob eine Reaktion überhaupt möglich ist oder nicht (“exotherme Reaktion”), dabei erhält man aber keine Auskunft über die Reaktionsdauer, dies kann man aber mithilfe kinetischer Aspekte ableiten.
Beispiel: Die Ammoniak-Synthese (Haber-Bosch-Verfahren): 3H2+ N2-> 2NH3
Bei dieser Reaktion handelt es sich um eine exotherme Reaktion, deswegen sollte sie auch bei Raumtemperatur ablaufen (thermodynamischer Aspekt) . Die Reaktionsgeschwindigkeit bei Raumtemperatur ist jedoch praktisch null (kinetischer Aspekt), deswegen ist bei Raumtemperatur auch keine Reaktion beobachtbar. Die Reaktionsgeschwindigkeit lässt sich nur durch einen Katalysator erhöhen.
Wird der Reaktionsweg von thermodynamischen Faktoren bestimmt, so handelt es sich um eine thermodynamisch kontrollierte Reaktion. Ist die Reaktionsgeschwindigkeit der entscheidende Faktor, so ist die Reaktion kinetisch kontrolliert.